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Im Rahmen der altersbedingten Aufräumung und Entsorgung meiner in den vielen jahren gesammelten Dokumenten fand ich nachstehenden feulitonistischen Artikel, welchen ich verfasste aber nie veröffentlicht wurde. Da der Bericht nicht mehr gut lesbar ist, habe ich ihn wortgenau abgeschrieben.

Vielleicht interessiert  euch was Berichterstatter damals zum Radsportgeschehen dachten und schrieben.

Gottfried Paulus

23.06.1985

 

Am Hinterrad notiert

 

12. Landshuter Straßenpreis der Radamateure – es hörte zu nieseln auf und die Sonne suchte sich erste Löcher durch die Wolkendecke als am Sonntag um 8:00 Uhr Niederbayerns bedeutende Radsportprüfung in Jenkofen gestartet wurde. 144 Kilometer standen auf dem Programm und viermal musste die 18 prozentige Steilstrecke Niederaichbach-Goldern erklettert werden. Der Berichterstatter der hiesigen Presse machte es sich im Begleitauto bequem, dieweil die ölglänzend massierten Beine der Radgiganten einen zügigen 40-er Schnitt kurbelten, wenig los auf den Straßen in so früher Morgenstunde als sich die Fahrer gegen 8:20 Uhr erstmals die Goldener Steigung hochwuchteten… was war das, fragte sich mancher Frühaufsteher, welcher bereits mit seinem fahrbaren Untersatz unterwegs war, und der bunten Fahrerschlange ansichtig wurde. Etliche Experten verloren sich an  der Goldinger Passhöhe und beäugten kritisch die sich hochwuchtende Radfahrermeute und diskutierte den möglichen Ausgang der einzelnen Rennen.

 

Eine harte Jagd zieht sich hin – C-Klasse – Vorgabe bolzt Tempo, kämpft verbissen – vor acht Tagen hätte es beinahe geklappt den Assen ein Bein zu stellen beim IWIS Preis von München – hier wiederholt sich das Schauspiel der mutigen Herausforderer – alldieweil die Gruppe der Favoriten nach 60 Kilometern in Sichtweise darauf wartet, dass die Herren Angreifer schlapp machen und nun wenig Neigung zeigen das Loch zuzufahren. War es bislang nicht immer so, dass den Favoriten auf diesem selektivem Rundkurs der Sieg wie eine überreiche Frucht in den Schoss fiel. Was soll schon groß passieren – die Goldener Steilrampe wird die vorwitzigen Angreifer schon zur Räson bringen.

Aber an diesem Tag stimmte die Rechnung der Favoriten nicht – der Mann mit dem Hammer verteilte wahllos seine Schläge und traf zumeist einen mitfavorisierten Fahrer. Hochgewettete Stars gingen hier im Strudel des Kampef im wahhrsten Sinne des Wortes baden. Wer rechnete schon damit dass sich so hochkarätige Cracks wie der Rosenheimer Hansi Lex und der Herpersdorfer Christian Grobelny nicht platzieren konnten.

 

Wie bequem die Distanz im offiziellen Begleitauto zu absolvieren, man merkt wie viel Spaß die Fahrer bei der Sache haben – ein knochenharter Sport ist das – wer weiß schon was es bedeutet eine Steigung von 18 Prozent mit schierer Muskelkraft zu überwinden – Fußballprofis der deutschen Journaille liebste Kinder würden nach so einer Strapaze im „Sarg“ ankommen.

Gleichviel in den Gazetten fristen die harten Giganten der Landstraße ein Schattendasein, dies umso unverständlicher als der Radrennsport eine der letzten Disziplinen des Sports ist, wo noch Heroismus zu spüren ist und wo keine PR-Scheiße wie im Umfeld anderer Sportarten praktiziert wird.

Die letzten Kilometer – wir fahren an der Gruppe der Asse vorbei – enttäuschte Gesichter, ein letztes Aufbäumen einiger weniger, - mit zähnefletschenden verbissenem Einsatz versuchen zwei Fahrer die Spitze einzuholen – ein vergebliches Unterfangen – da das Ziel – eine Sensation – 12 Außenseiter belegen die ersten Plätze und eine Überraschung – eine große Zuschauerkulisse an den Hängen auf der Bergkuppe in Jenkofen sorgt für einen großen Rahmen.

Siegerehrung – Preisverteilung – Klappe – Das wars …

 

War das alles ? …

Man sah noch manches, so die roten Trikots der Landshuter Fahrer. Ganz Groß Gerhard Moser bis Kilometer 130 dann war Sense mit den Siegesträumen – im nächsten Jahr wird er ganz oben stehen wenn er so weitermacht ….. stark auch mit wenig Training Stephan Wirth, hielt über ¾ der Distanz das Tempo der Spitzengruppe mit bevor er in hinteren Regionen verschwand.

Tapfer der schwerhörige Riese Wiggerl Wackerbauer den ein Sturz zur Aufgabe zwang. Gelbtrikot Hansi Bauer wurde auch beobachtet …. Kommt wieder in Form ….hoffentlich keine Täuschung.

Enttäuschung in anderen Gesichtern… so bei Christian Verschl, den noch amtierenden Deutschen Jugendmeister   .. der Titel wird zur Last  …der Träger zum gnadenlos gejagten   6. Platz  …für andere eine Klasseleistung   …für ihn zählt nur der Sieg   …umdenken Junge.

Mit hohen Übersetzungen steckt man keine Fahrer in den Sack wie die mit Übersetzungsbeschränkungen fahrenden Jugendfahrer …. Und dann auch Taktik will gelernt sein.

Freude in anderen Gesichtern  ….Klaus Stampfl haarscharf am Sieg vorbei, vorbeifahrend als zweiter der Juniorenklasse  ..glücklich und doch bescheidend  …wie man sich Sportler wünscht  …stahl dem Star die Schau….

 

Was noch weiter auffiel….

Mitarbeiter des Radsportclubs Landshut als Streckenposten hatten Muse stundenlang Monologe zu führen und ihren Träumen nachzuhängen bis die buntschillernde Meute in wenigen Sekunden auftauchte und entschwand.

Nervös herumtanzende Angehörige der Rennfahrer …coole Experten als Rennleiter …voila au Revoir en 1986

 

Original Abschrift des Berichts vom 23.06.1985

21.04.2020

 

Nachdem die Corona-Pandemie den Radsportbetrieb zum größten Teil dieses Jahres zum erliegen gebracht hat und zu Hause gebunden ist, findet man muse in den Presseunterlagen zu stöbern, welche ich mir  seit Beginn der 80 er-Jahre eingesammelt habe.

Da sind sehr viele interessante Presseberichte darunter von vielen Ereignissen in Niederbayern, Bayern, Deutschland und im Berufsradsport.

Ich werde im Laufe der Zeit einige besondere Ereignisse in Erinnerung rufen, an welchen sich die heutigen Radsportler ein Bild meiner damaligen Rennfahrerzeit machen können.

Um dies in Relation zu setzen - ich bin jetzt 72 Jahre alt- war etwa 15 Jahre lang C-Amateurfahrer

zwar wenig erfolgreich, weil ich als Zeitungsschreiber für unsere Radler den Radsport in der Öffentlichkeit eine Plattform und Resonanz bieten wollte.

Eine Zeitlang ist es mir gelungen, aber jetzt findet man kaum noch Radsportberichte und wenn ja nur lokal in kleinem Rahmen.

Vielleicht ändert es sich mit dem Corona Virus wo zum Sporttreiben vermehrt das Radfahren eine Option ist und nach Abklingen wieder mehr sich den Rennwettbewerben anschließen werden und dann auch die Berichterstattung ihrer einstigen radsportfreundlichen Berichterstattung erinnert.

Und dass sich die Radsportvereine dann trauen ihre Veranstaltungen zu aktivieren bzw. weiterzuführen. Das wünschen sich alle Radsportfreunde.

 

Gottfried Paulus

 

Quelle: Süddeutsche Zeitung 01.07.2011
Quelle: Süddeutsche Zeitung 01.07.2011
Quelle: Münchner Merkur, November 1975
Quelle: Münchner Merkur, November 1975

Zu vorstehendem Bericht:

In den 70 er-Jahren wurden im Münchner Merkur über den Radsport, sowohl lokal wie auch weltweit ausführlich berichtet. Einer der besonderen Berichterstatter war Eugen Vorwitt.

Vorstehender Bericht wurde anläßlich des Münchner Sechstagerennens im November 1975 im "Münchner Merkus" veröffentlicht.

Besonders ist die markante sprachliche Erzählform dieses dem Radsport sehr zugewandten Redakteurs. Schade ist dass es in den großen bayerischen Gazetten sowas nicht mehr gibt!

Vorstehender Bericht aus dem Archiv von Gottfried Paulus

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Aus dem Archiv von Wolfgang Ruprecht  - übermittelt von Wolfgang Ruprecht jun. am 25.12.2020

 

Das Rennen der C-Amateure über ca. 120 km (??) gewann übrigens Peter Meier vom RC Landshut

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erhalten am 17.07.2020 - Quelle Passauer Neue Presse
erhalten am 17.07.2020 - Quelle Passauer Neue Presse

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Quelle: Landshuter Zeitung ??.??.1975
Quelle: Landshuter Zeitung ??.??.1975

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Wolfgang Ruprecht zum 105..

 

Eine der herausragensten Persönlichkeiten, welche im niederbayerischen und bayerischen Radsportgeschehens wirkte war zweifellos Wolfgang Ruprecht, der Mitbegründer des Radsportclubs Landshut und des niederbayerischen Radsportverbandes..

Ich konnte ihn zu Beginn meiner radsportlichen Aktivitäten kennenlernen aber eine Kommunikation mit ihm war zu einer damaligen Zeit wegen meiner Gehörlosigkeit nicht möglich.

Da ich aber als freischaffender Radsportberichterstatter agierte kam ich mit seinem Sohn Wolfgang jun. in kontakt und erhielt von diesem eine Menge Unterlagen über das radsportliche Geschehen der Zeit.

Wolfgang Ruprecht geboren am 23. April 1915 kann man zum 105 Jahrestag den Radsportfreunden nachdrücklich in Erinnerung rufen, allein schon wegen seinem Engagement zahlreiche Radsportveranstaltungen organisiert und durchgeführt zu haben.

Ein Pionier und durchsetzungsfähiger Sportfunktionär für den Radsport, wie es einst auch weitere Persönlichkeiten gab.

Nachstehend eine Pressenotiz zu seinem 85. Geburtstag in der Landshuter Zeitung.

 

 

Nachstehend ein paar Bilder und ein Zeitungsartikel von Norbert Neumann.

 

Die älteren Niederbayerischen Rennfahrer können sich noch gut erinnern. Norbert Neumann wohnte in Vilshofen und war der Schwager von Michael Bock.

 

Mein Papa und Michael Bock trainierten manchmal gemeinsam mit dem Berufsfahrer Norbert Neumann der für die Expresswerke in Neumarkt/Opf. viele Profirennen unter anderem die Deutschland Rundfahrt bestritt.

Leider machte ein tragischer Verkehrsunfall seine Karriere zu Nichte.

 

Otto Peter (RSV Passau 1895 e.V.)

 

14_pol_hossfeld.pdf
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Norbert Neumann - Amor Radrennbahn Münch
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Norbert Neumann rechts am Start der Deut
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Quelle: Landshuter Zeitung  03.06.2000
Quelle: Landshuter Zeitung 03.06.2000